VL1 während der Aufarbeitung (1987, C. Dieckow)

Technische Daten

Typ: LN 20s III
Hersteller: Windhoff / Rheine
Baujahr: 1935
Fabrik-Nr.: 330
Motor: Junkers, Chemnitz
Motor – Nr.: 12576
Dienstgewicht: 6,5 t
Höchstgeschw.: 10 km/h
Länge ü. Puffer: ?
Bremse: Hebelbremse
Getriebe: Schaltgetriebe
Raddurchm: ?
Antriebsart: Kettenantrieb

Lebenslauf unserer Diesellokomotive mit Seilwinde

Abgesehen von der Deutschen Reichsbahn war auch in den Industriebetrieben Ende der zwanziger Jahre vorigen Jahrhunderts ein Bedarf an einfach zu bedienenden Motorkleinlokomotiven vorhanden. Die Lokomotivhersteller reagierten mit einer Anzahl von benzol- bzw. dieselgetriebener Prototypen, die umfangreiche Testreihen durchliefen. Aus diesen Erfahrungen wurden Anfang der dreißiger Jahre die Einheitstypen der Leistungsklasse I (bis 39 PS) und II (ab 40 PS) entwickelt. Beide Klassen sind bei der AHE mit VL 4, VL8 und VL10 vertreten. Im Industriebereich konnte sich eine Einheitsbaureihe nicht durchsetzen, zu vielfältig waren die individuellen Bedürfnisse.
Die unter VL 1 bei der AHE eingereihte Lok wurde am 26.8.1935 bei der Zuckerfabrik Emmerthal in Dienst gestellt. Sie ist in dieser Ausführung nur ein einziges Mal von der Firma Windhoff gebaut worden. Die Bezeichnung ihres Typs lautet „LN 20s III“, wobei „L“ für Lok, „N“ für Normalspur, „20“ für die Leistung in PS, „s“ für das Vorhandensein einer Seilwinde und „III“ für die Anzahl der Gänge steht.
Die kleine Maschine versah bis November 1952 alleine den gesamten Rübenverkehr zwischen Bahnhof Emmerthal (Kirchohsen) und der Zuckerfabrik. Dann wurde eine KHD – Lok (AHE VL 2) angeschafft. Danach diente die Windhofflok nur noch als Ersatz und wurde 1970 endgültig im Schuppen abgestellt. Der damalige Werksdirektor hatte glücklicherweise eine Vorliebe für alte Maschinen aller Art und verhinderte einen Verkauf oder die Verschrottung der Lok.
Als der Schuppen 1982 abgerissen wurde, stellte man sie auf einem Abstellgleis im Freien ab. Die Witterung wirkte sich sehr nachteilig auf den Zustand aus, wie man später bei der Aufarbeitung feststellen mußte. So regnete es jahrelang durch den Auspuff herein, sodass der festsitzende Motor komplett zerlegt und unter anderem die Zylinder neu geschliffen werden mussten.
Inzwischen ist der 2 – Takt – Gegenkolbendieselmotor komplett überholt und betriebsfähig. Nach Abschluss der grundlegenden Aufarbeitung wird die kleine Maschine eine der technisch interessantesten unserer Sammlung sein:
Der seltene alte Junkers-Gegenkolbenmotor, der einen unverkennbaren Klang produziert, muss zunächst mit einem durch eine Handkurbel in Gang gesetztes Schwungrad angeworfen werden.
Ist die Maschine dann in Betrieb, so wird dem Besucher die Funktion der angebauten Seilwinde eindrucksvoll präsentiert werden.